Verdichtung nötig und möglich
Man müsste meinen, dass bei linken Parteigängern ob des Vorhabens der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich und der Baugenossenschaft des eidgenössischen Personals Freudentränen fliessen müssten: Die Siedlung Seebahnhöfe, direkt an den Bahngleisen von Zug nach Zürich HB, soll Wohnraum für 1000 statt wie heute für 500 Personen geschaffen werden. Dafür muss die Siedlung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die Überbauung wäre danach vorbildlich in Sachen Lärmschutz und böte 20% subventionierte Wohnungen für einkommensschwache Haushalte. Klingt ganz nach einem linken Vorzeigeprojekt.
Wunschkonzert «Gestaltungsplan»
Anfang April wurde im Zürcher Stadtparlament über den Gestaltungsplan debattiert. Die Genossenschaft hätte schon lange angefangen zu bauen, wäre das Projekt nicht durch Einsprachen immer wieder verzögert worden. Auch die bekannte Lüftungsfensterproblematik machte den Bauherren das Leben schwer. Aber damit nicht genug. Auf linker Parlamentsseite sorgte bei manchen Politikern insbesondere der geplante – nach allen vernünftigen Gesichtspunkten durchaus sinnvolle – Abriss für Kritik. Einige Parlamentarier der Grünen und der Alternativen Liste lehnten den Gestaltungsplan rundweg ab. Einmal mehr betätigten sich dabei unkundige Politiker als Immobilienentwickler und meinten die Vernichtung von Bausubstanz sei alles andere als nachhaltig. Das Projekt verursache eine «Schneise der Zerstörung».
Sanierung teurer als Neubau
Selbst der SP-Stadtrat André Odermatt gab zu bedenken, dass eine Sanierung der Siedlung mit grossen Eingriffen in die Bausubstanz verbunden wäre, damit kein Geld gespart und somit auch nicht günstiger Wohnraum erhalten würde. Es befremdet ausserordentlich, mit welch fundamentalistischer Verweigerungshaltung von linker Seite sinnvolle und nötige Verdichtungsprojekte in Städten bekämpft werden – bar jedes Sachverstands.
Der Gestaltungsplan wurde schliesslich vom Parlament genehmigt. Da nun aber noch das Baugesuch eingereicht werden muss, ist zu befürchten, dass Einsprachen das Projekt weiter verzögern und zuguterletzt dann auch noch die nötigen Entmietungen durch den Mieterverband angefochten werden. Die Linke bewirtschaftet aktiv das Problem, das sie selber in der Wohnbaupolitik geschaffen hat und weiter schaffen wird.