Fokus Interview
Nicole Loeb, Delegierte des Verwaltungsrates der Loeb Holding AG, über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und erfolgsversprechende Strategien gegen den Onlinehandel.
Interview: Dietmar Knopf
Bilder: Urs Bigler

Auch Ihr Warenhaus Loeb musste aufgrund der Corona-Krise geschlossen werden. Wie haben Sie die Situation erlebt und welche wirtschaftlichen Konsequenzen ergeben sich daraus?

Nicole Loeb: Der Schock ist weniger gross als nach dem ersten Lockdown, weil wir die Gesamtsituation besser einschätzen konnten und sich eine zweite Schliessung seit Längerem angekündigt hatte.

Wie haben Ihre Angestellten auf die schwierige Situation reagiert?

Unsere wichtigste Massnahme ist eine offene Kommunikation gegenüber unseren Angestellten. Innerhalb von zwölf Stunden konnten wir allen Mitarbeitern ihren vollen Lohn zusichern. 80 Prozent davon übernimmt der Staat, den Rest übernehmen wir als Arbeitgeber, über unsere patronale Stiftung. Gerade in dieser schwierigen Zeit liegt uns die finanzielle Sicherheit unserer Mitarbeitenden sehr am Herzen. Der Unterschied zum ersten Lockdown ist, dass wir weitere Waren des täglichen Bedarfs anbieten dürfen. Wir werden also unser Sortiment etwas umbauen und einige Mitarbeiter weiter beschäftigen können.

Können Sie Ihren Weg bis an die Spitze des Warenhauses Loeb beschreiben?

Nachdem ich die Kunstgewerbeschule in Vevey als Dekorateurin abgeschlossen hatte, mit einem Bein schon in der Textilbranche stand, merkte ich, dass dieser Weg nicht der meine werden würde. Deshalb absolvierte ich danach die Handelsschule und eine Ausbildung für Unternehmensnachfolge in Deutschland. Anschliessend arbeitete ich einige Jahre beim Textilunternehmen Peek & Cloppenburg in Düsseldorf. 1999 bekam ich einen Anruf vom damaligen CEO unseres Warenhauses. Er sagte, es sei eine Stelle als Textilbereichsleiterin frei geworden, ob ich nicht Lust hätte, sie anzutreten. Nach einigem Zögern habe ich das Angebot angenommen, weil ich in dieser Position meine Berufskenntnisse einbringen konnte. 2003, als sich mein Vater aus dem Unternehmen zurückzog, sind wir in eine kleine Strategiekrise gerutscht. Damals brauchte es ein klares Bekenntnis von unserer Familie, ob wir das Unternehmen weiterführen oder verkaufen wollen. Eigentlich war mein Bruder, der BWL studiert hatte, als Nachfolger vorgesehen. Aber da er die Aufgabe aus verschiedenen Gründen nicht übernehmen wollte, bin ich schlussendlich übriggeblieben.

Das klingt etwas fatalistisch. Sind Sie glücklich mit der Entscheidung?

Absolut. Trotzdem sage ich ehrlich, dass der Detailhandel keine einfache Branche ist. Ich hatte von Beginn an Freude an meiner Arbeit und was mindestens genauso wichtig ist: Ich habe mir gute Mitarbeiter an Bord geholt.

Die Detailhandelsbranche ist durch den ­Onlinehandel stark unter Druck. Die ­Corona-Krise hat die digitale Transformation zusätzlich beschleunigt. Welche Strategien verfolgen Sie als klassisches Präsenz-­Warenhaus gegenüber dem Onlinehandel?

Unser Leitsatz lautet: Wir wollen das persönlichste Warenhaus der Schweiz sein. Mit unserer Grösse von rund 300 Mitarbeitern ist es unmöglich, ein riesiges Online-Geschäft aufzubauen. Wenn man sich umschaut, wer im Onlinehandel schwarze Zahlen schreibt, fallen mir nur Amazon, Zalando und in der Schweiz vielleicht noch Digitec und Brack ein. Obwohl wir mit der Alltron AG einen ­Logistikpartner gefunden haben, mit dem wir unseren Onlinehandel stetig ausbauen, wollen wir weiter dabeibleiben, unsere Kunden durch persönliche Kontakte zu binden.

Lesen Sie das ganze Interview mit Nicole Loeb: Immobilia, Februar 2021.