Weltweit wird diskutiert, ob die Corona-Pandemie die Bedürfnisse der Wohnungsnachfrager verändert. Die Antwort für die Schweiz lautet: Ja, aber. Von Dieter Marmet.

Gemäss Edward Glaeser, Professor an der Harvard University und Autor von «Triumph of the City: How Our Greatest Invention Makes Us Richer, Smarter, Greener, Healthier, and Happier» werden 2050 über zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben. Die Dichte und Erreichbarkeit von Städten bilden für den US-amerikanischen Stadtökonomen die Grundlage für den Austausch von Ideen und damit die Basis für Innovation und Wohlstand. Zumindest bis vor Corona.

Urbane Schweiz

Wenn man die Definition von urbanen Räumen gemäss den World Urbanization Prospects der Vereinten Nationen verwendet, lebt gegenwärtig rund 55 % der Weltbevölkerung in Städten. Der entsprechende Wert für die Schweiz beträgt 74 %. Damit wird klar, dass mit «urbanen Räumen» auch die Agglomerationen der Städte mit gemeint sind. In der Schweiz lebt in den Grosszentren selber nämlich nur gerade 12 % der Bevölkerung. Nimmt man die Mittelzentren mit dazu, beträgt der entsprechende Anteil fast 30 %. Die übrigen in «urbanen Räumen» lebenden Schweizer haben ihre Wohnungen und Häuser in den Agglomerationen der Grosszentren (27 %) und den Agglomerationen der Mittelzentren (17 %). Auf dem Land lebt also nur noch knapp ein Viertel der Schweizer Bevölkerung.

Betrachtet man die Verteilung der Suchabos für Miet- und Eigentumswohnungen auf diese Regionstypen wird klar, dass sich der Urbanisierungsprozess auch in der Schweiz fortsetzt. Jedes fünfte Suchabo bezieht sich heute auf die Grosszentren – im Vergleich zu den 12 % der Bevölkerung, die dort leben. Nimmt man die Agglomerationen der Grosszentren dazu, beträgt der Suchabo-Anteil mehr als die Hälfte – im Vergleich zu den 39 %, die dort leben. Von einer Stadtflucht kann also nicht die Rede sein, wie auch alle anderen verfügbaren Kennzahlen zum Immobilienmarkt (z. B. die Leerstandszahlen) zeigen.